天覧山 – Ein Berg in Hannō
天覧山 – Ein Berg in Hannō

天覧山 – Ein Berg in Hannō

Lesedauer 6 Minuten

Heute – es war Samstag – machte ich mich früh morgens auf den Weg nach Hannō (飯能), um mich dort mit einem Freund zu treffen. Meine Reise begann in Hamura mit der Ōme Line, und nach einem kurzen Spaziergang vom Bahnhof Higashi-Hannō erreichte ich eine kleine Einkaufsstraße nahe des Bahnhofs Hannō. Die Stadt lag noch in tiefem Schlaf, kaum ein Geschäft hatte geöffnet – es war Wochenende, und die Straßen wirkten fast verlassen. Also stärkten wir uns mit einem Kaffee und genossen die morgendliche Stille, während wir langsam unsere Erkundung begannen.

Unser erstes Ziel war ein Park, den ich im Internet gefunden hatte. Er lag hinter einem Flussbett, das uns nicht nur den Weg wies, sondern auch als kleiner Zwischenstopp eingeplant war. Die Online-Fotos des Parks waren jedoch bereits zwei Jahre alt – und leider wirkte die reale Szenerie weitaus unspektakulärer als erhofft. Dennoch machten wir das Beste daraus und ließen uns von der Umgebung treiben.

Das Flussbett war erstaunlich breit, wenn auch nur spärlich mit Wasser gefüllt. Die gewaltigen Felsen und die Dimensionen des ausgetrockneten Flusslaufs ließen uns erahnen, welch immense Wassermassen sich hier nach starken Regenfällen ergießen mussten. Wir warfen Steine über das Wasser und beobachteten, wie sie über die Oberfläche tanzten. Trotz der winterlichen Temperaturen wagten wir es, unsere Hände ins eiskalte Wasser zu tauchen – ein Moment der Erfrischung und des Staunens, denn am Ufer trieben noch kleine Eisschollen. Nach einigen Minuten stiegen wir die unzähligen Stufen hinauf und fanden uns schließlich auf einer hohen Brücke wieder. Von hier aus war der Ausblick zwar etwas besser, aber dennoch nicht so spektakulär, wie wir es uns gewünscht hätten.

Noch eine Enttäuschung?

Der Park, den wir schließlich erreichten, erwies sich als eine weitere Enttäuschung. Statt einer idyllischen Landschaft fanden wir eine weitläufige Fläche vor, die zwar gut für Outdoor-Aktivitäten genutzt werden konnte und auch einen Spielplatz bot, aber nicht der naturnahe Rückzugsort war, den wir uns erhofft hatten. Doch unser Blick fiel auf einen Schrein und einen dahinterliegenden Berg – ohne zu zögern trafen wir eine wortlose Entscheidung und machten uns auf den Weg dorthin.

Der Eingang des Schreins war beeindruckend: Ein riesiges Tor markierte den Anfang des heiligen Ortes, und ein Weg, gesäumt von steinernen Laternen, führte weiter nach oben zu einem weiteren Tor und dem Haupteingang. In der Mitte des großen Platzes stand eine riesige Schale, gefüllt mit Sand, aus der dichter bläulicher Rauch aufstieg. Auch wir brachten ein kleines Opfer dar, entzündeten Räucherstäbchen und steckten sie tief in den Sand. Nach diesem spirituellen Moment verließen wir den Schrein und wagten uns an den Aufstieg des dahinterliegenden Berges.

天覧山 – Mount Tenran

Obwohl der Berg nur 197 Meter hoch war, erwies sich der Aufstieg als herausfordernd. Die alten Wege und Geländer schienen aus einer vergangenen Zeit zu stammen – als wären die Menschen damals nur halb so groß gewesen. Manche Stufen waren so hoch, dass ich sie gerade noch erklimmen konnte. Der Wind peitschte uns unermüdlich ins Gesicht, und mit jedem Schritt wurde es kälter. Auf etwa halber Höhe stießen wir auf ein Plateau mit einem kleinen Holzunterstand und Sitzmöglichkeiten. Zu unserer Überraschung lagen dort, sicher aufbewahrt in wasserdichten Behältnissen, leere Bücher. Zum Glück waren auch Stifte vorhanden, und so verewigten wir uns in einem der Bücher, bevor wir den nicht ganz einfachen Aufstieg fortsetzten. Doch der Ausblick oben belohnte unsere Mühe: Von hier aus konnten wir den gesamten Ort überblicken, und sogar mein Lieblingsturm, der Skytree, war in der Ferne sichtbar – wenn auch in dichten Nebel gehüllt.

Doch dann merkten wir: Das war kein Nebel. Es war Schnee. Plötzlich befanden wir uns inmitten eines unerwarteten Schneegestöbers. Riesige Flocken wirbelten durch die Luft, als hätte ein ganzer Wald seine Pollen losgeschickt. Der Wind trieb sie uns entgegen, und kaum berührten sie unsere Haut, schmolzen sie. Es war ein magischer Moment, den nur wenige Menschen mit uns teilten – kaum eine Handvoll war mit uns auf dem Gipfel.

Beim Abstieg folgten wir instinktiv den Wegen und ließen uns treiben, ohne zu wissen, wohin sie uns führen würden. An mehreren Gabelungen mussten wir entscheiden, ob wir nach links oder rechts gehen sollten. Als wir ein letztes Mal an einem Scheideweg standen, fiel die Wahl auf einen Pfad, der uns durch dichte Vegetation und vorbei an uralten Bäumen führte. Nur zwei weitere Menschen begegneten uns auf diesem einsamen Weg.

Stärkung der Seele

Schließlich erreichten wir wieder eine Stadt, doch der Wind war nach wie vor schneidend kalt. Da kam uns eine Idee: Ein kaltes Bier würde uns jetzt von innen wärmen. In einem kleinen Laden, der lokale Spezialitäten anbot, kauften wir uns jeweils ein Bier. Während der Schnee um unsere Nasen wehte, genossen wir unser kühles Getränk unter freiem Himmel – ein skurril-schöner Moment.

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, und die Zeit war wie im Flug vergangen. Unser Plan, noch einen weiteren Berg zu erklimmen, scheiterte an der fortgeschrittenen Stunde. Stattdessen kehrten wir ein, genossen eine warme Mahlzeit und plauderten noch eine Weile, bevor wir zum Bahnhof Hannō zurückkehrten, wo sich unsere Wege trennten.

Wer weiß, welches Abenteuer wir beim nächsten Mal erleben werden?

Japan hat noch so viel zu bieten – und ich freue mich auf jede neue Entdeckung.

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