Ich, als jemand, der aus Deutschland stammt, liebe natürlich Autos – vor allem meine eigenen. Jaha! Wir sind autoverrückt (und stolz drauf). Aber in Japan habe ich in keinem einzigen Moment (m)ein Auto wirklich vermisst. Zu den öffentlichen Verkehrsmitteln in Japan muss ich glaube ich nicht wirklich viel erzählen – sie sind einfach einsame Spitze und machen Autos in den meisten Fällen wirklich überflüssig.
Außer natürlich, du warst im japanischen IKEA und hast dort denselben 24 Meter langen Kleiderschrank gekauft, weil du vergessen hast, dass deine Wohnung im Herzen Tokyos nur 12,3 qm groß ist. Auch deine neue 85″ Ultra-HD-8K-Scheibe passt besser in ein Auto, als unter den Arm geklemmt in Bus und Bahn, damit du abends noch besser die 720p-Shorts auf YouTube schauen kannst.
Aber mal ehrlich
Hast du dich jemals gefragt, wie es eigentlich ist, ein Auto in Japan zu besitzen? Eines vorweg: ganz anders als in Deutschland.
Hierzulande heißt Autokauf oft: EVB-Nummer per E-Mail von der Versicherung besorgen, Termin beim Straßenverkehrsamt buchen, TÜV und AU abwarten, Kennzeichen besorgen – und wehe, ein Dokument fehlt irgendwo, dann beginnt der Papierkrieg von vorne. Bei Neuwagen fällt zumindest ein Teil der Bürokratie für dich selbst weg, aber die Wartezeit ist dennoch enorm lang 🙁
In Japan dagegen ist alles ein bisschen… (wer hätte es gedacht) präziser, strenger, aber auch cleverer organisiert. Aber wusstest du? Ohne den Nachweis, dass du einen eigenen Stellplatz besitzt, kannst du erst gar kein Auto kaufen. Also so gar nicht. Kein Parkplatz – kein Auto. Und dann gibt es noch den Shaken und die Tatsache, dass es (wenig überraschend, immerhin reden wir von Japan) recht verrückte Versicherungen gibt, die nämlich von der Größe und dem Gewicht deines Wunsch-Autos abhängen 🤑
Kaufen wir ein Auto
Shaken (車検)
Wer sich in Japan ein Auto kaufen möchte, stößt ziemlich schnell auf ein paar Besonderheiten, die man in Deutschland so nicht kennt. Aber fangen wir mal mit etwas an, das uns Deutschen nur allzu vertraut ist: dem Shaken (車検). Das ist im Grunde wie der TÜV – nur strenger, gründlicher und, naja… auch deutlich teurer als unser deutscher TÜV. Bei Neuwagen steht die erste Prüfung nach drei Jahren an, danach alle zwei Jahre. Und wie bei uns gilt auch dort: Ohne gültigen Shaken darf dein Auto nicht einmal auf der Straße stehen. Richtig gelesen – selbst wenn du den Wagen nur dekorativ in die Einfahrt stellen willst, brauchst du einen frischen Shaken. Deshalb erledigen Händler das fast immer, bevor sie ein Auto verkaufen.

Und jetzt gut festhalten! Der Shaken (車検), also die vorgeschriebene Fahrzeug-Hauptuntersuchung in Japan, kostet im Durchschnitt zwischen 60.000 und 150.000 Yen (etwa 350 bis 1.000 €) für normale PKW – abhängig von Fahrzeugtyp, Gewicht und Zustand. Wenn du also das nächste Mal 150 Euro beim TÜV in Deutschland zahlst, denk einfach an den Shaken 😉
Shako Shomeisho (車庫証明)
Das zweite große Thema ist der Shako Shomeisho (車庫証明) – der Nachweis über einen eigenen Stell- oder Garagenplatz. Bevor man in Japan überhaupt ein Auto anmelden darf, muss man bei der Polizei nachweisen, dass man einen festen Stellplatz hat. Kein Parkplatz? Kein Auto. Punkt.
Wer jetzt denkt: „Na gut, dann gehe ich eben kurz zur Polizeistation und sage, dass ich einen Stellplatz habe“ … der irrt 😅 Die Beantragung erfolgt zwar tatsächlich bei der zuständigen Polizeistation 👮 am Standort des Parkplatzes, aber dafür braucht man ein paar mehr Dinge als nur sich selbst. Genauer gesagt: einen Beleg über das Nutzungsrecht für den Parkplatz (also Mietvertrag oder Zustimmung des Eigentümers), einen Lageplan, eine Skizze des Parkplatzes mit Maßen und natürlich (es lebe die Bürokratie) ein offizielles Antragsformular der Polizei.
Und weil es im Leben – auch in Japan – nichts umsonst gibt, fallen dafür Gebühren von etwa 2.100 Yen für den Antrag und 500 Yen für den Aufkleber an. Nach der Einreichung und Prüfung der Unterlagen schaut sich die Polizei den Parkplatz auch noch einmal vor Ort an.
Alles in allem dauert die Ausstellung ungefähr 3 – 7 Tage. Das Zertifikat ist anschließend einen Monat gültig und muss bei der Zulassung des Fahrzeugs vorgelegt werden. Gerade in dicht bebauten Städten wie Tokio sorgt das schon mal für Verzögerungen – schließlich ist ein Stellplatz dort ungefähr so begehrt wie ein Sitzplatz in der überfüllten Yamanote-Line zur Rush Hour.
Der Autokauf
Der Kaufprozess selbst ist erstaunlich entspannt, wenn man geduldig ist. Beim Neuwagen läuft es fast wie in Deutschland. Man sucht sich sein Traumauto aus, unterschreibt, und dann heißt es… warten. Und warten. Und warten. Je nach Modell können da schon mal ein paar Monate in das wunderschöne Land streichen – besonders, wenn halb Japan denselben schicken Minivan im Auge hat. Wer also nicht gerne Däumchen dreht, sollte dann vielleicht eher zur zweiten Option greifen.
Die 中古車, chuuko-sha
Denn bei Gebrauchtwagen (中古車, chuuko-sha) geht alles fast verdächtig schnell. Der Händler erledigt den nervigen Papierkram für dich, kümmert sich um Shaken, Anmeldung und Kennzeichen – du musst im Prinzip nur noch „Ja, den da bitte“ sagen. Und das Beste daran ist, gebrauchte Autos sind in Japan so penibel gepflegt wie alles andere. Manchmal fragt man sich, ob der Vorbesitzer überhaupt jemals eingestiegen ist.
Bei beiden Optionen ist die meist einzige Hürde der Stellplatz-Nachweis. Ohne den bleibt dein in Metall gepresster Traum beim Händler stehen. Sobald der Shako Shomeisho aber durch ist, geht’s richtig flott – manchmal dauert es nur ein, zwei Wochen, bis du die Schlüssel in der Hand hältst. Für japanische Verhältnisse ist das fast schon so schnell wie ein Nudelsuppen-Automat an der Ecke.
Was muss, dass muss
Natürlich kommt man auch in Japan nicht um Versicherung und Steuern herum – da ist das Land ziemlich deutsch unterwegs 🤓 Zuerst gibt’s die Pflichtversicherung (自賠責, jibaiseki), die automatisch bei der Anmeldung erledigt wird. Damit bist du zumindest offiziell auf der sicheren Seite. Aber fast jeder legt noch eine freiwillige Kasko oben drauf – schließlich möchte man auch abgesichert sein, wenn der Nachbar beim Einparken wieder ein bisschen zu sehr an Mario Kart gedacht hat… oder man selbst 😉
Die jibaiseki (Haftpflichtversicherung, oder auch CALI – Compulsory Automobile Liability Insurance) ist übrigens gar nicht so teuer, wie man denken könnte – aber sie ist auch ziemlich begrenzt. Sie deckt nur Personenschäden (Tod und schwere Verletzungen) von Unfallopfern ab, nicht aber Sachschäden oder dein eigenes Auto. Ohne sie geht trotzdem nichts: ob Anmeldung, Hauptuntersuchung (Shaken) oder Verlängerung, sie muss regelmäßig vorgelegt werden.
Damit du ein Gefühl für die Kosten bekommst:
- Normale PKW: ca. 25.830 ¥ → ca. 150,00 €
- Kei-Cars: ca. 25.070 ¥ → ca. 145,00 €
- Motorräder über 250 cc: ca. 11.520 ¥ → ca. 67,00 €
- Kleine LKW: ca. 29.470 ¥ → ca. 171,00 €
Je nach Region und Laufzeit schwanken die Beträge leicht, im Schnitt liegen sie für normale PKW zwischen 17.650 und 25.830 Yen für zwei Jahre.
Aber Japan wäre ja nicht Japan, wenn…
Wenn es da nicht noch die „Gewichtssteuer“ (自動車重量税, jidōsha jūryōzei) gäbe. Und nein, das ist wirklich kein Scherz 🙂 Je schwerer dein Auto, desto tiefer musst du ins Portemonnaie greifen – und das merkt man deutlich. Wer sich in Japan einen dicken SUV gönnt, zahlt nicht nur an der Zapfsäule kräftig drauf, sondern darf auch beim Finanzamt regelmäßig eine Extrarunde Papierkram und Yen-Scheine nachschieben.
Falls du dich also schon immer gefragt hast, warum es in Japan so unglaublich viele von diesen kleinen, süßen Autos gibt – und warum sie sich solch großer Beliebtheit erfreuen…






Die Kei-Cars
Hier ist der Hauptgrund oder mindestens einer der Gründe dafür, warum die berühmten kleinen Autos – die sog. Kei-Cars (軽自動車) – überhaupt so populär sind. Mit ihrem winzigen Motor und dem federleichten Gewicht tanzen sie elegant durch das Steuer- und Gebührennetz. Sie sind günstiger in der Versicherung, beim Shaken (der strengen Fahrzeuginspektion) und eben auch bei der Gewichtssteuer. Dazu passen sie perfekt in die engen Straßen und Mini-Parklücken der japanischen Städte.
Mit anderen Worten: Das „Kult-Auto“ Kei-Car ist nicht nur eine charmante Laune der Designer, sondern das direkte Ergebnis von Japans Steuersystem. Wenn man also heute weltweit über die niedlichen gelben Nummernschilder staunt, steckt dahinter weniger Nostalgie – und viel mehr knallharte Kostenrechnung.
Um einmal zu verdeutlichen, wie viel ein Kei-Car wirklich spart:

Gebrauchte Autos sind in Japan meist topgepflegt, verlieren aber schnell an Wert – manchmal sind sie ein echtes Schnäppchen, das in Deutschland Neid erregen würde. Leasing ist zudem gesellschaftlich verbreiteter, da Autos eher Gebrauchsgegenstände als Statussymbole sind.
Verwendete Quellen
https://park.sompo-japan.co.jp
https://www.sompo-direct.co.jp
https://www.sonysonpo.co.jp
https://auto-insurance.jp
https://kotobank.jp
https://groups.oist.jp
