In Japan ist mir in meiner bisherigen Zeit schon öfter ein ganz bestimmter Anhänger aufgefallen. Er ist schlicht, scheinbar aus Gummi, und muss offenbar immer gut sichtbar getragen werden – meist an Rucksack oder Handtasche. Der Anhänger zeigt ein weißes Plus-Zeichen und ein weißes Herz, sonst gibt es keinerlei weitere Informationen. Er ist nicht klein und genau das ist auch der Zweck: Er soll auffallen.
Nach längerer Recherche habe ich nun die Hintergründe herausgefunden und möchte dir erklären, was dieser Anhänger bedeutet, wie du darauf reagieren solltest und ob du selbst einen tragen könntest.
Ein Symbol für Rücksichtnahme
Der Anhänger
Der Anhänger ist vor allem für die Mitmenschen des Trägers gedacht. Das Symbol, bestehend aus einem weißen Kreuz und einem weißen Herz, soll signalisieren: „Hey, hier ist ein Mensch, der – auch wenn es äußerlich nicht direkt sichtbar ist – ein wenig mehr Rücksichtnahme benötigt als andere.“ Menschen mit Bein- oder Gelenkprothesen, psychischen Erkrankungen, Schwangere oder auch andere Personen, die aus verschiedensten Gründen auf besondere Rücksicht angewiesen sind, können von diesem Anhänger profitieren.
Das Help Mark, das du auch in Zügen, Bussen und einigen öffentlichen Einrichtungen finden wirst, schließt hier den Kreis. Einige Sitzplätze und spezielle Räume sind für Menschen mit diesem Anhänger reserviert. Sollte einmal kein freier Platz verfügbar sein und du siehst eine Person mit einem solchen Anhänger, dann sei bitte so freundlich und biete ihr deinen Platz an – vorausgesetzt, es geht dir selbst gut genug, um etwa im Zug stehen zu können. Manche Menschen haben „einfach nur“ Schwierigkeiten, ihren Arm zu heben, und sich an einer der Halteschlaufen festzuhalten. Es macht also einen großen Unterschied, wenn wir als Mitmenschen aufmerksam sind und Hilfe anbieten, anstatt die betroffene Person dazu zu zwingen, sich mühsam durch den Zug zu kämpfen.
Das Projekt wurde 2012 von der Stadtverwaltung Tōkyō (genauer gesagt vom Tokyo Metropolitan Bureau of Welfare and Health) ins Leben gerufen, um „Menschen mit versteckten Behinderungen oder unsichtbaren Beeinträchtigungen“ (Zitat NHK) den Alltag zu erleichtern und für mehr Rücksichtnahme zu sorgen. Auch Menschen mit seltenen Erkrankungen, deren genaue Definition offen bleibt, können den Anhänger verwenden.
Doch der Anhänger ist mehr als eine stille und höfliche Bitte um einen Sitzplatz. Sollte ein Unfall passieren oder eine Person mit einem solchen Anhänger stürzen, sorgt er dafür, dass sie die notwendige Hilfe erhält und Rettungskräfte auf besondere Umstände hingewiesen werden.
Auch wenn ich persönlich glaube, dass in Japan – selbst bei einem Vorfall wie einem Sturz – sofort viele Menschen helfen würden, ist ein solcher Anhänger für Personen mit Muskelkrankheiten, Prothesen oder anderen Einschränkungen sicherlich eine große Unterstützung. Vor allem, weil die betroffene Person ihre Situation nicht jedes Mal erklären muss, was oft mit Scham verbunden sein kann. Besonders in einem Land wie Japan, das regelmäßig von Taifunen und Erdbeben heimgesucht wird, ist es wichtig, hilfebedürftige Menschen schnell zu erkennen, um sie rechtzeitig in Sicherheit zu bringen – sei es auf höhergelegenes Gelände, in erdbebensichere Schutzräume oder einfach aus einem Gebäude.
Ich finde es großartig, dass Japan das Help Mark eingeführt hat, und fühle mich dadurch einmal mehr in diesem Land gut aufgehoben.
Den Anhänger kann man übrigens nicht einfach kaufen – er wird von den Kommunalverwaltungen ausgegeben. Dafür muss man bestimmte Dokumente oder einen Behindertenausweis vorlegen, wobei Letzteres keine Pflicht ist. Weitere Informationen über das Help Mark, die Kommunen, die ihn ausgeben, und ob und wie auch du ihn beantragen kannst, findest du auf den folgenden Websites.
https://www.fukushi1.metro.tokyo.lg.jp/helpmarkforcompany/multilingual/en.html

Leider ist das Hilfezeichen selbst in Japan nicht sehr bekannt, und nur die wenigsten Menschen verhalten sich entsprechend. Hilf mit und teile diesen Beitrag, um möglichst viele Menschen auf dieses Zeichen aufmerksam zu machen.