Supermarkt statt Konbini
Supermarkt statt Konbini

Supermarkt statt Konbini

Lesedauer 9 Minuten

In Japan existiert, sowohl bei Touristen als auch unter Einheimischen, ein regelrechter Hype um die sogenannten Convenience Stores (Kurzform: コンビニ, Konbini). So klein, eng und teuer sie auch sein mögen, sie haben meist rund um die Uhr geöffnet und sind bei vielen – wenn nicht sogar bei allen – Menschen äußerst beliebt. Das überrascht wenig, denn nahezu alles, was man im Alltag oder zwischendurch mal eben benötigt, sei es ein Snack, ein Regenschirm oder sogar eine Einmal-Krawatte, findet man im Konbini. Die wohl bekanntesten Convenience Stores in Japan sind 7-Eleven, Lawson, FamilyMart und der weniger bekannte Mini Stop.

Aber eigentlich möchte ich dir gar nichts über Konbinis erzählen – sondern über Supermärkte!

Der klassische Supermarkt – also スーパー・マーケット (Suupaa Maaketto) – in Japan unterscheidet sich gar nicht so sehr von denen in Deutschland, und doch ist alles irgendwie ein bisschen anders. Viel spannender finde ich allerdings, dass den meisten Besuchern Japans ein Besuch im Supermarkt einfach nicht in den Sinn kommt. Konbinis hingegen sind gerade bei Touristen besonders beliebt und oft die einzige Anlaufstelle, um mal eben ein paar Snacks, etwas zu trinken oder Pflaster zu kaufen.

Dabei bietet ein Supermarkt nicht nur eine deutlich größere Auswahl und saisonale Produkte, sondern ist auch noch erheblich günstiger im Vergleich zu einem Konbini. Ein weiterer Aspekt, den ich an japanischen Supermärkten sehr liebe, ist der Service. Und damit meine ich gar nicht den des Personals, sondern die Möglichkeiten, die dir in fast allen Supermärkten geboten werden: Du kannst dein Essen direkt vor Ort in Mikrowellen erwärmen, heißes Wasser für Suppen zapfen, häufig deine Hände an dafür vorgesehenen Waschgelegenheiten reinigen und manchmal sogar kantinenartige Räume nutzen. Dort kannst du in aller Ruhe deine Mahlzeit verzehren, die du zuvor zubereitet hast. Oft findest du in diesen Räumen sogar kostenlose Getränke wie Wasser und Tee.

Sugoi-chan

In Deutschland konnte man früher häufiger als heute in Supermärkten Kopierer und Scanner finden. In vielen japanischen Supermärkten findest du heute jedoch oft noch viel mehr als das: Geldwechselautomaten, Kopierer, Faxgeräte, Scanner, Drucker und ATM-Bankautomaten – einfach alles, was dein Herz begehrt.

スーパー・マーケット Suupaa Maaketto

Der erste große Unterschied zwischen einem Supermarkt und einem Konbini ist die Häufigkeit, in der sie zu finden sind. Während Konbinis gefühlt alle 500 Meter auftauchen und man von einem FamilyMart direkt in den nächsten 7-Eleven stolpern kann, scheinen Supermärkte eher selten zu sein. Tatsächlich gibt es in Japan deutlich mehr Konbinis – mehr als doppelt so viele wie Supermärkte. Aber auch Supermärkte sind gar nicht so selten vertreten, du musst sie nur finden – oder besser gesagt: erkennen.

Die größten und wichtigsten Supermärkte

Aeon Market (イオン, eigentlich Æon)
Eine der größten Einzelhandelsketten in Japan, die Hypermärkte, Supermärkte wie MaxValu und Daiei sowie die Convenience Store Kette Mini Stop betreibt.

Ito Yokado (イトーヨーカドー)
Teil der Seven & I Holdings, bietet dir eine breite Palette an Lebensmitteln und anderen Waren an.

Seiyu (西友)
Eine bedeutende Supermarktkette, die für ihre günstigen Preise und große Auswahl bekannt ist.

Maruetsu (マルエツ)
Eine weit verbreitete Kette, die dir frische Lebensmittel aber auch Fertiggerichte anbietet.

My Basket (まいばすけっと)
Fokussiert auf kleinere Märkte in urbanen Gebieten mit einem breiten Sortiment an Lebensmitteln.

Hypermärkte?

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Sugoi-chan erklärt es dir: Hypermärkte kennst du bestimmt, egal ob aus Deutschland oder Japan. Einer der bekanntesten in Japan ist das Don Quijote (ドン・キホーテ), oft liebevoll „Donki“ genannt. Aber was genau ist ein Hypermarkt? Ganz einfach: Ein riesiger Laden, meist zwischen 3.000 und 5.000 Quadratmeter groß, der sowohl eine breite Auswahl an Lebensmitteln als auch eine Vielzahl an Non-Food-Artikeln bietet – quasi alles, was dein Herz begehrt, unter einem Dach!

Einkaufen gehen

Stürz dich ins Getümmel und lass deiner Shopping-Lust freie Hand!
Bedenke jedoch, dass in den wenigsten Supermärkten Etiketten mit englischsprachigen Informationen zu finden sind und die Öffnungszeiten sich stark von denen der Konbinis unterscheiden. Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass auch Touristen den Weg in einen Supermarkt finden, aber es ist bei weitem nicht so üblich wie in Konbinis – dort findest du zudem oft Informationen auf Englisch.

Öffnungszeiten

Während Konbinis meist rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche geöffnet haben, schließen Supermärkte in Japan früher. Sie öffnen in der Regel zwischen 8:30 Uhr und 9 Uhr und schließen gegen 22 Uhr. Vereinzelt gibt es auch Supermärkte, die bis Mitternacht oder sogar durchgehend geöffnet haben. In der Regel öffnen Geschäfte in Japan zwischen 9 Uhr und 10 Uhr morgens.

Alkohol und Tabakwaren

Anders als im Konbini, wo du meist problemlos Bier, Schnaps und Zigaretten kaufen kannst und dein optisches Alter oft einfach akzeptiert wird, benötigst du in einigen Supermärkten eine spezielle Altersverifikationskarte. Diese Karten, meist grün und rot, findest du im Kassenbereich. Die Farben der Karten können variieren, wichtiger ist jedoch, was darauf steht: entweder die Zahl 20 oder die Zahl 30.

In Japan darfst du Alkohol und Tabakwaren erst ab 20 Jahren konsumieren. Nimmst du also die meist rote Karte mit der Zahl 20, wird das Personal dich um einen Ausweis (Personalausweis, Reisepass oder ähnliches) bitten. Greifst du hingegen zur grünen Karte mit der aufgedruckten Zahl 30 (natürlich nur, wenn du tatsächlich mindestens 30 Jahre alt bist), wird man in der Regel keinen Ausweis verlangen – es sei denn, du siehst deutlich jünger aus.

Preise

Bis Mitte 2021 war es üblich, dass der größere Preis auf einem Etikett den Betrag ohne Mehrwertsteuer anzeigte, während ein kleinerer Preis darunter den Betrag mit Mehrwertsteuer darstellte. Zusätzlich gab es oft noch einen dritten Preis, der den Grundpreis angab. Nicht selten war auch nur der Grundpreis und der Preis ohne enthaltene Mehrwertsteuer zu finden.

Eigentlich sollte sich das seit Mitte 2021 geändert haben: Ein neues Gesetz schreibt vor, dass der endgültige Preis, also inklusive Mehrwertsteuer, auf den Produkten ausgewiesen werden muss. Eigentlich – denn in der Praxis findest du immer noch oft zwei Preise auf den Etiketten. Der Grund dafür? Es gibt kein Gesetz, das es verbietet, mehrere Preise auf einer Verpackung abzudrucken – lediglich der Preis mit Mehrwertsteuer muss verpflichtend angegeben sein.

Viele Geschäfte möchten ihre Preisgestaltung möglichst transparent machen und zeigen daher weiterhin sowohl den Betrag ohne als auch mit Mehrwertsteuer. Wenn dein Japanisch noch nicht ausreicht, um die Etiketten vollständig zu verstehen, oder du nicht jeden Artikel mit einer App scannen möchtest, halte dich bei Zweifeln einfach immer an den teureren Preis. Damit liegst du garantiert richtig.

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Tipp: Geh in den Abendstunden einkaufen, wenn du sparen möchtest! Fast alle Supermärkte (und auch Konbinis) reduzieren die Lebensmittelpreise in den Abendstunden, um überschüssige Ware zu vermeiden. So müssen weniger Produkte entsorgt werden. Die Rabatte reichen von 10% bis hin zu satten 50%. Rabattierte Produkte erkennst du meist an roten Aufklebern, auf denen beispielsweise 5割引き oder 150円引き steht – das bedeutet 50% bzw. 150 Yen Rabatt. Halte einfach nach diesem Zeichen 引き ausschau!

Wo ist die Kasse?

Wenn du nach der klassischen Kasse suchst, wie du sie aus Deutschland kennst, wirst du in Japan wohl niemals fündig werden. Kassenbänder sind dort eine absolute Rarität. Stattdessen läuft alles ein wenig anders: In den meisten Geschäften packt das Personal deinen Einkauf direkt ein und achtet dabei sorgfältig darauf, dass zerbrechliche Artikel oder empfindliche Verpackungen wie Joghurtbecher nicht unten in der Tüte landen und beschädigt werden.

In fast allen Supermärkten funktioniert das jedoch etwas anders. Es gibt dort meist farblich unterschiedliche Einkaufskörbe – dein Korb zeigt dem Personal, dass es sich um unbezahlte Ware handelt. Sobald du an der Kasse stehst, die oft nur eine kleine Theke ist, scannt das Personal jeden Artikel ein und legt ihn in einen andersfarbigen Korb. Dieser signalisiert allen, dass die Produkte in diesem Korb bezahlt wurden.

Warte mal…

Wie bezahle ich denn im Supermarkt?
Eigentlich genauso wie überall – mit Bargeld oder Karte. Du hast aber in japanischen Supermärkten häufig auch die Möglichkeit, mit einer Bonuskarte zu bezahlen, wenn du genügend Punkte darauf gesammelt hast. Doch Achtung: Nicht immer bezahlst du direkt beim Personal!

Oft läuft es so: Nachdem alle Artikel eingescannt wurden, stellt das Personal deinen „neuen“ Einkaufskorb an das Bezahlterminal, das sich meist direkt neben der Kasse befindet. Während du dort in aller Ruhe bezahlst, wird bereits der nächste Kunde an der Kasse bedient. Die Bezahlautomaten sind äußerst modern und akzeptieren so gut wie jede Zahlungsart – von Bargeld bis hin zur VISA-Karte. Keine Sorge, die Bedienoberfläche dieser Automaten lässt sich in den meisten Fällen problemlos auf deine bevorzugte Sprache einstellen!

Nach dem bezahlen

Nachdem du bezahlt hast, solltest du unbedingt deinen Kassenbeleg mitnehmen! Nicht nur, um einen Nachweis für deinen Einkauf zu haben, sondern auch, weil Kassenbons in Japan – wie könnte es anders sein – oft eine kleine Überraschung für dich bereithalten. Vor allem in Konbinis, aber auch in Supermärkten, enthalten Kassenbons häufig Gutscheine oder Rabatte für deinen nächsten Einkauf. Diese richten sich oft nach der Höhe des Einkaufsbetrags und befinden sich meist am unteren Ende des Kassenzettels (manchmal bekommst du den Gutschein auch als separaten Kassenzettel dazu). Achte also gut darauf, denn gratis Getränke oder Vergünstigungen könnten auf dich warten!

Praktisch ist es, wenn du deine eigenen Einkaufstüten oder -taschen mitbringst. Ähnlich wie in Deutschland kosten Plastiktüten auch in Japan Geld. Zwar sind sie mit nur wenigen Yen deutlich günstiger als in Deutschland, doch der Umwelt zuliebe solltest du darauf verzichten. Glaub mir, du wirst in Japan mehr als genug Plastik in deinen Händen halten, denn nahezu alles ist einzeln in Plastik verpackt – und diese Verpackung ist oft noch einmal von einer Plastiktüte oder Kunststoffschale umhüllt.

Aber zurück zum Thema: Gerade dieser Verpackungsmüll und generell der Umgang mit Müll ist in Japan eine nicht ganz einfache Angelegenheit. In vielen Supermärkten gibt es spezielle Tische, an denen du deinen Einkauf nach dem Bezahlen selbst einpacken kannst. Das Schöne daran ist, dass du Verpackungsmaterialien wie Pappkartons und Co. oft direkt vor Ort entsorgen kannst – praktisch und ordentlich, ganz im japanischen Stil.

Sugoi-chan

Sugoi-chan hat einen Tipp für dich! In vielen Supermärkten kannst du kostenlos kleine Plastikbeutel mit Eiswürfeln füllen, um deine tiefgekühlten Einkäufe bis nach Hause gut gekühlt zu transportieren. Diese Eiswürfel sind aber anschließend auf keinen Fall zum Verzehr gedacht!

Fun Fact

Vereinzelt haben Supermärkte in Japan sogenannte „Langsame Kassen“ eingeführt – extra für Senioren. Angefangen hat alles im Jahr 2020 in einem Einkaufszentrum in der Präfektur Fukuoka. Dort wurde an bestimmten Tagen zwischen 13 und 15 Uhr eine der Kassen zu einer „Langsamen Kasse“ umgewandelt. Senioren mussten sich nun nicht mehr hetzen oder gehetzt fühlen, da hinter ihnen kein gestresster Büroangestellter oder ein Teenager, der es eilig hatte, stand. An dieser speziellen Kasse achtet das Personal verstärkt auf die Bedürfnisse der Senioren, hilft beim Geldzählen und ist besonders geduldig.

Ob sich dieses Konzept jemals flächendeckend durchsetzen wird, kann ich leider nicht sagen, aber es kam sehr gut an.

Fazit

Supermärkte in Japan können dein Einkaufserlebnis auf ein völlig neues Level bringen. Die Produktpalette ist deutlich größer als in Konbinis, und viele saisonale sowie regionale Spezialitäten findest du nur im Supermarkt. Wenn du zur richtigen Uhrzeit einkaufen gehst, kannst du zudem ordentlich sparen. Und falls du Lust hast, kannst du dein Essen oft direkt vor Ort erwärmen und sogar gleich verzehren.

Also trau dich! Solltest du dich einmal unsicher fühlen oder den Überblick verlieren, wird dir das Personal mit Sicherheit gerne in der gewohnten Höflichkeit weiterhelfen.

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