In Japan sieht es gar nicht so aus wie in den unzähligen Animes, die ich viel zu viele Stunden am Stück schaue – bis meine Augen so übermüdet sind, dass selbst die Realität anfängt, im weichgezeichneten Anime-Stil zu flimmern. In Japan dreht sich auch nicht alles um Anime und Pokémon, höre ich immer wieder. Und auch das in der ganzen Welt beliebte Cosplay? Das soll hier gar nicht zum Alltag gehören, sondern nur irgendein abgefahrener Trend aus diesem „mysteriösen Fernost“ sein.
Mh-Mh… 🤔 Und das Beste daran? Die Leute, die mir das erzählen, waren natürlich noch nie in Japan.
Aber genau für diese Menschen gibt es diesen Beitrag! Ich nehme euch mit auf eine ganz spezielle Reise durch Japan – und versuche dabei, der Welt zu entgehen, die ich so sehr liebe. Ob mir das gelingt? Nun ja… sagen wir, es wird ein Abenteuer. 😏✨
可愛いですね
Oh ja – es ist süß – wirklich überall hier, an jeder Ecke! Ich war sogar noch in Deutschland, am Frankfurter Flughafen, als ich dieser gar nicht existierenden Anime-Realität entgegenblickte. Kaum zu glauben, aber im Flugzeug der japanischen Fluggesellschaft ANA hat mir tatsächlich Pikachu, zusammen mit seinen Pokémon-Freunden, die Sicherheits- und Verhaltensregeln an Bord erklärt. Das musste ich mir doch eingebildet haben! Oder etwa nicht? Zum Glück besitze ich eine kleine, magische Maschine in meiner Hosentasche – nein, keinen Pokédex, sondern mein Smartphone! Und natürlich habe ich diesen Moment für dich fotografisch festgehalten und auch den Moment als noch einmal erklärt wurde, das auch die „Sneaky I’m a fottoh-graff-er“-Fotografie 🐍 verboten ist und man sein Smartphone gefälligst nicht – 🚫 DON’T – unter die Röcke der entzückenden Damen stecken soll. Ja, dass ist ein Unterschied zu einigen Anime 🤣 Spaß beiseite, traurig genug das, dass wirklich ein echter Hinweis war.



Naja, das war mit Sicherheit nur dazu gedacht, um Touristen auf Japan einzustimmen – dabei war das Flugzeug so gut wie leer, und ich war fast der einzige nicht aus Japan stammende Fluggast. Aber egal – nevermind.
Kaum gelandet, rieb ich mir kurz meine kleinen, müden Augen. Ich hatte gerade erst die Zollkontrolle hinter mir gelassen, als mein trockener Mund – oder einfach die Erfahrung, weil ich bereits wusste, wo ich hin musste – mich direkt zu einem der unzähligen Vending Machines führte! Das klingt einfach so viel cooler als Getränkeautomat. Nun wie soll ich das jetzt sagen, ich wollte wirklich nur einen Kaffee, ich konnte ja nicht ahnen das es hier mit Anime bedruckte Getränke-Aluminium-Dosen gibt. Doch, eigentlich wusste ich das schon aus meinen letzten Urlauben, aber sei’s drum 😪




Ich machte mich also auf den Weg zu meiner Wohnung, schlenderte gemütlich durch die kleinen, süßen Straßen – eine nach der anderen sah aus, als hätte man sie direkt aus einem Anime in die Realität gebaut. Oder hatte man im Anime einfach nur die Realität perfekt eingefangen? Neeein – das konnte ja nicht sein 😐






Leider konnte ich darüber nicht weiter nachdenken, denn mein Blick fiel plötzlich auf einen Sailor Moon-Gullideckel. Ich traute meinen Augen kaum! Dabei hatte ich doch schon einige dieser besonderen Kanalisationsdeckel mit Pokémon-Motiven gesehen – oder mir das zumindest eingebildet 😵 😅


Kurz bevor ich endlich meine rettende Wohnung erreichte, um dieser Welt zu entkommen, die ganz und gar nicht der aus meinen Animes entsprach, tauchte plötzlich Pikachu auf – und wollte mir doch tatsächlich noch einen Handyvertrag schmackhaft machen! Einfach so, am helllichten Tag, auf offener Straße! ⚠️
Jetzt hatte ich wirklich genug von dieser Realität. Nachdem ich mich zu Hause kurz frisch gemacht hatte, ließ ich mich entspannt vor dem Fernseher nieder. Ein Tipp auf die Funkfernbedienung genügte und – ACH DU SCHEISSE – es gab scheinbar kein Entkommen. Jetzt liefen hier im Free-TV einfach Animes! 🙈 🙈 🙈




Ich ertrug diese nicht reale Scheinwelt einige Stunden lang, doch dann hielt ich es nicht mehr aus. Also tippte ich erneut auf das magische Gerät, das meinen Fernsehapparat steuerte. Schließlich blieb ich auf einem Kanal hängen, der ausschließlich Werbung zeigte. Mein Safe Place! Ein Zufluchtsort für Anime-Süchtige, die ihrer Sucht einfach nur entkommen wollen. In der Werbung kann nichts passieren… dachte ich.
Doch dann – BÄM! – versuchte SoftBank mir zusammen mit Pikachu ihre Dienstleistungen schmackhaft zu machen! Was sollte ich denn anderes tun? Natürlich habe ich mitgesungen. Ich bin doch schließlich der, der hier leidet!
Es dauerte einige Momente, bis ich mich wieder gefangen hatte und im Hier und Jetzt ankam – in der Realität, die eben nicht wie in Animes ist. Oder doch? Nein, nein… Ich musste mich beruhigen 🤯
Doch da ich offenbar nicht einmal in meiner eigenen Wohnung vor Animes sicher war, fasste ich einen Entschluss: Ich würde einfach zum nächsten Bahnhof laufen und irgendwohin fahren – ganz egal wohin. Es wird ja wohl nicht überall so sein… wie im Anime.
Mit diesem Gedanken im Kopf setzte ich meinen Plan in die Tat um. Doch als ich im Zugabteil saß und die LED-Bildschirme mir mit kleinen, süßen Anime-Charakteren die Verhaltensregeln erklärten und mir die nächsten Stationen ankündigten, wollte ich einfach nur weinen. Mein Blick suchte hastig halt, in der Hoffnung, der Realität für einen Moment zu entkommen – doch stattdessen trafen meine Augen auf unzählige Anime-Werbeplakate, die von der Decke hingen 😖 😫 😩
Es gab kein Entkommen. Es gab einfach kein Entkommen.



Es war, als wäre Anime längst nicht mehr nur eine Form der Unterhaltung, sondern ein fester, unerschütterlicher Bestandteil der japanischen Kultur – als wäre er tief in ihr verwurzelt. Doch das kann nicht sein! Ich ohrfeigte mich in Gedanken. Die Menschen haben doch immer gesagt, es sei nicht so!
Letztes Jahr war es auch schon so. Neben Animes schauen stand auch ein bisschen Kultur auf meinem Plan, also besuchte ich die Wahrzeichen Tōkyōs. Wo, wenn nicht dort, sollte ich wohl endlich sicher sein vor diesen allgegenwärtigen, merkwürdigen Animes?
Mein Ziel: der Tōkyō Skytree und der Tōkyō Tower.
Doch schon auf dem Weg dorthin begann der Wahnsinn erneut. Selbst die Rolltreppe war vollgekleistert mit Animes. Ich wusste nicht mehr, wohin mit mir und meinen Gedanken. Ich kann dieser Welt, die nicht existiert, einfach nicht entkommen. Mit jedem Schritt wurde es schlimmer. Höher und höher stieg ich, und ganz oben, auf der Aussichtsplattform des Tōkyō Skytree, erreichte es seinen Höhepunkt – für mich der absolute Tiefpunkt.
Jeder. Noch. So. Kleine. Quadratzentimeter... war mit Animes beklebt.
Es gab kein Entkommen. Überzeug dich selbst von meiner grenzenlosen Traurigkeit über eure Lügen!


Erst einmal durchatmen. Ignorieren. Einfach ignorieren, dass ich schon wieder in einem Zug sitze – umgeben von Anime-Werbung, natürlich. Selbst am Bahnhof, noch bevor der Zug einfuhr, war ich ihr ausgeliefert. Meine Augen klebten förmlich an einem riesigen Plakat, das mich mit seinen übergroßen, glitzernden Anime-Augen anstarrte. Ich konnte mich kaum losreißen.
Also verließ ich den Bahnhof noch einmal und kaufte mir etwas zu trinken – ein letzter, verzweifelter Versuch, der Realität zu entkommen. Doch auch hier, dasselbe Bild. Süße Anime-Charaktere prangten auf der Vending Machine, als wollten sie mich verhöhnen 😪
Ich fühlte mich so machtlos. Es gab nur einen Weg, diesem Albtraum zu entkommen.
Auf nach Yokohama!
Der Landmark Tower sollte meine Rettung sein. Dort wird es sicher ein Stück normale Realität geben. Dort könnte ich endlich durchatmen – und vielleicht, nur vielleicht, ganz in Ruhe weiter mein Stempel-Buch mit Stempeln füllen 🤩 🤩
Doch vor Ort der nächste Schlag ins Gesicht. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Scheinbar habt ihr mich alle belogen – die ganze Zeit! Es ist hier wohl wirklich alles wie in einem Anime. Ihr seid Lügner, Anime-Abtrünnige! Los – schaut euch an wie unglücklich ich bin, weil ihr mich belogen habt 😜 😛










Ich kann nicht einmal auf einen Stadtplan schauen, um mich zu orientieren, denn jede Stadt hat hier ihr eigenes Maskottchen – und nicht selten ist das auch noch ein Anime-Charakter. Hello Kitty zum Beispiel. Ja, genau. Die Anime-Katze Hello Kitty 😻 😼



Himmel. Verdammt.
Ich kann nicht einmal einen wunderschönen sonnigen Tag genießen, ohne dass mein Blick auf ein Anime-Café, einen Anime-LKW, einen Anime-Bus oder irgendeinen anderen zufälligen Gegenstand fällt, der – natürlich! – mit Anime-Motiven versehen ist.











Dabei bin ich doch so viele Jahrzehnte aufgewachsen mit dem Gedanken, dass die Realität ganz anders sei. Immer und immer wieder hat man mir gesagt, es sei nicht so. Wie soll ich jetzt mit diesem Schock umgehen?
VORSICHTIG man! Da kommt ein LKW…
Ich weiß! Ich werde ein bisschen shoppen gehen!
Das lenkt ab und hilft auf jeden Fall… ✌️🎁 💴
…NATÜRLICH geh ich Anime-Merch shoppen.
Was hast du denn gedacht?



Nicht einmal den Fahrstuhl kann ich hier einfach benutzen, ohne durch einen süßen Anime-Charakterhindurchzulaufen. Irgendwo taucht immer ein Pokémon auf – bricht gerade aus der Decke, lugt um die Ecke oder klebt auf irgendeinem Gegenstand. Selbst nachts, wenn ich fast vollkommen alleine durch Tōkyō streife, lässt mich diese Welt nicht los. Irgendein Anime-Girl flimmert von einem Bildschirm und macht mir Essen schmackhaft, als wäre es die letzte Hoffnung meines Lebens.
Ja, selbst mein geliebter grüner Tee von Itoen hat zur Kitschblüte ein neues Design bekommen. Ich gebe auf. Es gibt kein Entkommen. Ich blicke der Realität nun ins Gesicht. Animes sind überall. Über…all…! 😱 😱





„Wer steht denn auf so einen Kinderkram?“
Das fragst du wirklich? 🙄
Wer sich stundenlang Animes anschaut, in denen Frauen mit übergroßen Brüsten dargestellt werden, Männer und Frauen abnorm große Schwerter tragen, fliegen können und magische Fähigkeiten besitzen? Wo auf magische Weise das reale Stadtbild Tōkyōs von wahren Künstlern exakt wiedergegeben wird? Wo absolute Meister wie Hayao Miyazaki, der Schöpfer von Studio Ghibli, wundersame Welten erschaffen, in die man eintauchen kann, um einfach mal die wahre Wirklichkeit zu vergessen – um sich wieder wie ein Kind oder ein Held zu fühlen?
Und du fragst dich wirklich, wer sich so etwas ansieht? 👀
So ziemlich jeder hier in Japan 💀 🎌
Denn es ist hier nicht nur eine Leidenschaft – es ist Kultur. Mangas sogar noch mehr als Animes. Natürlich gibt es Ecchi-Animes, und selbstverständlich gilt Sex sells – auch in dieser Branche. Aber darauf kannst du es nicht reduzieren. Hinter fast jedem Anime stecken nicht nur unfassbar viele talentierte Menschen, sondern auch eine wunderschöne Geschichte, die uns etwas mit auf unseren Weg gibt.
Es ist nicht immer nur eine Flucht aus der Realität. Meistens ist es die Realität. Vor allem eine, die du hier ganz real erleben kannst.
In jedem Moment.

Sugoii-chan freut sich auf dich in Japan
Wie furchtbar das alles für dich sein muss 😱 Ganz allein in diesem Anime überschwemmten Land und dann noch diese Realitätsklatsche 😭🤭😅
Dieser Beitrag trieft nur so vor Ironie und ich lieb’s. Ich befürchte nur, dass die ganzen Zweifler weiterhin daran festhalten, dass es ja nicht überall in Japan so ist.
Das ist echt krass. Ich würde durchdrehen… voll die Reizüberflutung