Inunaki – das verfluchte Dorf
Inunaki – das verfluchte Dorf

Inunaki – das verfluchte Dorf

Lesedauer 4 Minuten

Sei gewarnt – du liest diesen Beitrag auf eigene Gefahr! Vielleicht kehrst du nie mehr in deine Welt zurück, wenn du diese Zeilen erst einmal gelesen hast.

Wenn das schon verrückt klingt, dann warte ab, bis du die Geschichte des verfluchten Dorfes Inunaki in Japan kennst. Ein Ort, der auf keiner Karte mehr existiert – ausradiert, als hätte er niemals existiert. Zum Schutz aller? Wer das Dorf dennoch sucht und findet, wird noch ein letztes Mal gewarnt: Ein Schild am versteckten Eingang verkündet unheilvoll: „Ab hier gilt das japanische Gesetz nicht mehr – Betreten auf eigene Gefahr!“ Niemand, der diesen Ort je betreten hat, soll lebend zurückgekehrt sein. Nicht einmal die Behörden wagen sich in seine Nähe. Grauenvolle Schreie hallen durch die Ruinen, und zwischen den verfallenen Häusern türmen sich nicht nur Leichen und Knochenberge – dort lauern Wesen, die einst Menschen waren, doch nun nur noch eines kennen: unstillbare Blutgier.

So erzählt es die Legende. Doch es gibt noch weitere Erzählungen, die nicht minder furchterregend sind. So soll das Dorf von einem finsteren Klan bewohnt werden – seine Mitglieder treiben grausame Rituale, betreiben Inzest und Kanibalismus – sie verfolgen Eindringlinge und lassen sie spurlos verschwinden. Doch das Dorf zu finden, ist eine fast unmögliche Aufgabe: Es liegt tief verborgen im Wald, am Fuße eines dunklen Berges. Selbst wenn man den verborgenen Eingang entdeckt, lauern tödliche Fallen – und ein riesiger Mann mit einer Axt bewacht den Wald, er erscheint aus dem Nichts, jagt alles und jeden. Einmal hier, gibt es kein Zurück mehr.

Doch um sein Leben aufs Spiel zu setzen, muss man nicht einmal das Dorf selbst finden. Es genügt, einen bestimmten Tunnel zu betreten, von dem es heißt, er sei ein Portal in eine andere Welt. Ein Ort, an dem sich die Geister der Verdammten versammeln und ihre Qualen nie enden.

Was ist dran an diesen Geschichten?

Der Name Inunaki

Der Name Inunaki (犬鳴) bedeutet übersetzt „Heulen der Hunde“. Doch wie kam es zu dieser düsteren Bezeichnung? Auch hier gibt es verschiedene Erklärungen:

  • Eine Legende erzählt, dass einst die Schreie einer Frau vom tosenden Bergwind verzerrt wurden, sodass sie klangen wie das Heulen eines Hundes.
  • Eine andere berichtet von einem Jäger, der seinen eigenen Hund tötete, weil dessen ständiges Bellen das Wild verscheuchte – dabei hatte das Tier nur versucht, seinen Besitzer vor einer finsteren Kreatur zu warnen.
  • Manche glauben, dass sich Hunde in der Nähe des Berges unwohl fühlten und unaufhörlich bellten und jaulten – als könnten sie eine unsichtbare Bedrohung spüren.

Legende oder Wahrheit?

Ein Dorf namens Inunaki oder genauer gesagt Inunakidanimura (犬鳴谷村) hat es tatsächlich gegeben! Allerdings nur in den Annalen der Geschichte. Von 1691 bis 1889 existierte dieses Dorf, bevor es mit benachbarten Ortschaften zur heutigen Stadt Miyawaka verschmolz. Historisch war Inunakidanimura für Keramik, Stahlproduktion und Kohlebergbau bekannt – weit entfernt von den schaurigen Legenden, die sich heute darum ranken.

Die Stadt Miyawaka liegt in der Präfektur Fukuoka auf der Insel Kyūshū und hat nichts mit den düsteren Mythen zu tun. Wer sie besucht, trifft nicht auf Geister oder Verfolgung, sondern auf gastfreundliche Menschen, wunderschöne Natur und eine friedliche Atmosphäre.

Aber, aber, aber…

Doch dann gibt es noch den Tunnel – und ja, den gibt es wirklich. Tatsächlich ranken sich um diesen Ort mehr Mythen als um das Dorf selbst. Der Tunnel gilt als der unheimlichste Ort Japans, und zahlreiche Filme, Anime und Videospiele greifen die düsteren Erzählungen auf. Einer meiner Lieblings-Anime, der sich der Geschichte annimmt, ist „Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre“. Auch die Anime-Serie „The Lost Village“ erinnert stark an die Inunaki-Legenden: Eine Gruppe von Menschen sucht ein mysteriöses Dorf namens Nanuki, nur um dort eine verstörende Wahrheit zu entdecken, die Parallelen zu den Legenden aufweist.

Der verfluchte Tunnel

Ähnlich wie das Dorf selbst, soll auch der Tunnel von unruhigen Geistern heimgesucht werden. Stimmen hallen aus der Dunkelheit, Erscheinungen gleiten durch die Schatten, und unerklärliche Phänomene jagen selbst den mutigsten Besuchern Angst ein. Doch eines ist keine Legende: Ein Mord geschah hier – und er war grausam.

Eine Gruppe Jugendlicher zog einen älteren Mann aus seinem Auto, verschleppte ihn in den Tunnel, misshandelte ihn und setzte ihn schließlich lebendig in Brand. Seine qualvollen Schreie, so sagt man, hallen noch heute durch den Tunnel. Selbst eine Telefonzelle, die einst am Eingang stand, wurde abgerissen – nachdem Anwohner berichteten, aus dem Hörer geisterhafte Stimmen zu hören.

Auch zahlreiche Leichenfunde im und um den Tunnel sind real. Viele stammen von tragischen Unfällen oder Menschen, die sich hier das Leben nahmen. Schließlich wurde der Tunnel im Jahr 2000 geschlossen. Heute ist er halbhoch zugemauert – aber noch immer zugänglich. Wer sich an die Gesetze halten möchte – oder einfach nicht an einsturzgefährdeten Orten sein Ende finden will – sollte jedoch besser Abstand halten.

Und jetzt?

Jetzt atme tief durch, mach dir einen warmen Tee und beruhige deinen Puls. Es gibt keine Beweise, dass das Dorf Inunaki je in dieser schrecklichen Form existiert hat. Wahrscheinlich wurde die Legende durch das Tsuyama-Massaker von 1938 inspiriert – ein Ereignis so grauenvoll, dass ich dir die Details ersparen möchte. Und eigentlich sollte an solch einer schrecklichen Tat auch absolut nichts inspirierend sein!

Doch in Japan bleibt die Geschichte von Inunaki ein Horror-Klassiker. Filme, Anime und sogar Videospiele wie „Howling Village“ und „[Chilla’s Art] Inunaki Tunnel | 犬鳴トンネル“ – das auf Steam erhältlich ist – greifen die Legende auf und lassen uns erschaudern.

Die Stadt Miyawaka kannst du dennoch ohne Angst besuchen. Hier erwarten dich heiße Quellen, ein atemberaubender Blick auf den Inunaki-Fluss und wunderschöne Wanderwege am Inunaki-Berg.

Doch falls du je das Heulen eines Hundes in der Dunkelheit hörst…

Solltest du vielleicht besser rennen 😉

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert