Lebe den Moment – kaum eine Weisheit könnte besser zu diesen Zeilen passen. Eigentlich sollten hier ganz andere Worte stehen, viele Geschichten, die noch erzählt werden wollten. Doch das Leben schreibt seine eigenen Kapitel, oft ohne Vorwarnung, oft anders, als wir es uns erträumt haben.
Es gibt Momente, die sind so magisch, dass sie sich fast irreal anfühlen. Augenblicke, in denen das Herz schneller schlägt, in denen die Welt stillzustehen scheint. In denen das Leben in all seiner Schönheit erstrahlt, so überwältigend, dass man es kaum begreifen kann. Und doch schleicht sich inmitten dieses Glücks eine leise Angst ein – die Angst, dass all das irgendwann endet. Dass man eines Tages zurückblickt und erkennt: Es war ein Traum. Und dieser Tag ist heute.
Die letzten drei Monate in Japan waren genau das – ein Traum, den ich mit offenen Augen gelebt habe. Ich bin durch Straßen gewandert, die mir fremd und doch so vertraut waren, habe Orte entdeckt, die mein Herz tief berührt haben, habe mich verloren und gleichzeitig gefunden. Ich habe geliebt, gelacht, gestaunt – und nun muss ich gehen.
Ich wusste, dass das Leben in Japan eine Herausforderung sein würde. Ich wusste, dass es Momente des Zweifelns geben würde, dass es kein leichter Weg werden würde. Aber niemals hätte ich gedacht, dass es so schnell vorbei sein würde. Ich habe gekämpft, gehofft, gesucht – unermüdlich. Doch manchmal reicht das nicht. Trotz eines verlängerten Visums, trotz all meines Willens, trotz aller Bemühungen, eine Unterkunft zu finden, die mir ein Zuhause sein kann – es war nicht genug. Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als loszulassen.
Zu sagen, dass dieser Abschied nicht schmerzt, wäre eine Lüge. Es zerreißt mich. Es fühlt sich an, als würde mir etwas entrissen, das ein Teil von mir geworden ist – als hätte ich versagt. Als würde ein Stück meines Herzens hier bleiben, in den Straßen von Tōkyō, in den Bergen von Hamura, in den Wellen von Enoshima. Ich wollte so viel mehr sehen, so viel mehr erleben, so viele weitere Kapitel in diesem Land schreiben – doch die Seiten bleiben leer.
Aber wenn ich zurückblicke, dann sehe ich kein Ende. Ich sehe einen Traum, der gelebt wurde. Ich sehe einen Weg, den ich gegangen bin, gegen alle Widerstände. Ich sehe Nächte voller Lichter, Morgen voller Stille, Tage voller Wunder. Ich sehe all die Erinnerungen, die mein Herz für immer bewahren wird. Und ich weiß: Auch wenn ich Japan jetzt verlasse – es ist nicht für immer. Diese Geschichte ist nicht vorbei. Sie pausiert nur, bis das nächste Kapitel beginnt.
Ein Kaleidoskop aus Leben
Drei Monate voller Erlebnisse, voller Emotionen, voller einzigartiger Momente. Ich erinnere mich an meine Ankunft in Japan – an die Euphorie, endlich hier zu sein, an das Gefühl, ein neues Kapitel aufzuschlagen, an das Kribbeln in der Brust, als ich das erste Mal durch die Straßen dieses Landes ging. Kawagoe war mein erster Halt – eine Stadt, die mich sofort in ihren Bann zog. Die engen Gassen, die traditionellen Gebäude, der süße Duft von frisch gebackenen Süßigkeiten – es fühlte sich an, als wäre ich in eine andere Zeit gereist. Ich erinnere mich an das warme Licht der Laternen, an die Stimmen der Menschen, die Geschichten der Vergangenheit zu erzählen schienen. Es war, als würde die Stadt mich mit offenen Armen empfangen.
Dann kam Hamura – ein Ort, der so anders war als Kawagoe und doch genauso magisch. Die Ruhe, die Weite, die sanfte Melodie der Natur, die mich umgab. Ich denke an meine nächtlichen Spaziergänge durch die stillen Straßen, an das erste Mal, als ich den Tamagawa-Fluss sah. Wie das Wasser ruhig dahinfloss, wie die Lichter der Stadt sich in den sanften Wellen spiegelten. Es war ein Moment purer Zufriedenheit. Hier, in dieser Stille, fühlte ich mich angekommen, als hätte ich meinen ganz eigenen Ort in Japan gefunden. Ich wollte noch so viel mehr entdecken, noch tiefer in dieses ländliche Japan eintauchen – doch die Zeit war nicht auf meiner Seite.
Dann kam Enoshima – ein Ort, der mich mit seiner maritimen Magie umhüllte. Ich erinnere mich an die langen Treppen, an die Schreine, die mich mit ihrer mystischen Aura empfingen. An den Blick auf das endlose Meer, an den Wind, der mir ins Gesicht wehte und mich daran erinnerte, wie klein wir doch sind, wie groß die Welt ist. Und dann dieser eine Moment, als die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, als das Meer in goldenen Farben glühte – ein Anblick, der sich für immer in mein Herz eingebrannt hat.
Ein Ort, der mich völlig unerwartet faszinierte, war Seibukyūjō-mae. Die Station mit ihrem eigentümlichen Charme, der Leo Liner, der fast surreal durch die Landschaft glitt. Die riesige, pagodenartige Anlage, der Drache, der über die steilen Stufen wacht, die unzähligen Statuen am Hang – es war, als wäre ich in eine andere Welt geraten. Ich wollte zurückkehren, diesen Ort noch einmal mit anderen Augen sehen, ihn in einem anderen Licht betrachten. Doch nun bleibt er eine Erinnerung – eine Geschichte, die darauf wartet, irgendwann weitergeschrieben zu werden.
Ich erinnere mich an Ōme – eine Stadt, die mich tagsüber mit ihrer verträumten Atmosphäre verzauberte. Die alten Gebäude, die friedliche Stille, die majestätischen Berge im Hintergrund – es war, als wäre die Zeit hier langsamer. Doch als die Nacht hereinbrach, veränderte sich Ōme. Die Lichter wurden spärlich, die Dunkelheit legte sich sanft über die Straßen. Es war ein Moment purer Freiheit, durch diese nächtliche Stille zu wandern, als wäre ich allein in einer endlosen Welt.
Eines der intensivsten Erlebnisse meiner Reise war meine Wanderung entlang des gesamten Tamagawa-Flusses – von Oku-Tama bis nach Hamura. Kilometer um Kilometer legte ich zurück, ließ die Landschaft an mir vorbeiziehen, spürte die Veränderungen des Flusses, sah, wie er von wilden Wassern zu einer sanften Strömung wurde. Ich durchquerte kleine Dörfer, alte Brücken, ruhige Wälder – eine Reise nicht nur durch Japan, sondern durch meine eigenen Gedanken. Ein Tag, an dem ich mich selbst besser verstand, an dem ich realisierte, wie sehr ich diese Art des Reisens liebe.
Auch Hannō bleibt unvergessen. Die Natur, die mich umgab, als ich mich durch dichte Wälder und über verwurzelte Pfade bewegte. Der Aufstieg auf den Berg war anstrengend, jeder Schritt forderte mich heraus. Doch als ich schließlich oben stand, den Blick über das Tal schweifen ließ, wusste ich: Es hat sich gelohnt. Hier oben, wo die Welt stillzustehen schien, wo nur der Wind meine Gedanken begleitete, war ich für einen Moment vollkommen eins mit der Natur.
Dann war da der Showa Kinen Park – eine Welt für sich. Weite Felder, blühende Gärten, sanfte Kirschbäume, die wie aus einem Gemälde wirkten. Ich erinnere mich an das leise Rascheln der Blätter, an das Gefühl, einfach nur durch diese Landschaft zu wandern, ohne Ziel, ohne Hast. Ein Ort der Ruhe inmitten des lauten, hektischen Lebens – ein Ort, der mir zeigte, dass Schönheit oft in der Einfachheit liegt.
Schließlich war da noch dieser eine Moment, der alles überschattete. Eine unerwartete Operation – ein plötzlicher Einschnitt in meine Pläne. In meinem ersten Monat in Japan fand ich mich plötzlich im Krankenhaus wieder. Es war eine Erfahrung, die mich demütig machte, die mir zeigte, dass das Leben eigene Regeln schreibt. Aber es war auch eine Erfahrung, die mich enger mit diesem Land verband. Ich erlebte die Effizienz des japanischen Gesundheitssystems, spürte die Fürsorge der Menschen um mich herum. Ich lernte, dass selbst in schwierigen Momenten das Abenteuer weitergeht – nur in einer anderen Form.
Und dann war da Tōkyō – pulsierend, lebendig, atemberaubend. Ich habe die Stadt in vieler ihrer Facetten erlebt, bin durch die hell erleuchteten Straßen von Shinjuku gelaufen, habe versteckte Tempel und Schreine entdeckt, bin durch die Menge in Shibuya geströmt, als wäre ich ein Teil des unaufhaltsamen Stroms dieser Stadt. Ich stand vor dem Tōkyō Tower, als er in besonderen Farben leuchtete, als ob er mir eine Botschaft senden wollte – eine Erinnerung daran, dass Schönheit oft in den flüchtigsten Momenten steckt. Ich habe Bahnen genommen, deren Ziele mir fremd waren, nur um mich von der Stadt treiben zu lassen. Habe in winzigen und verrückten Lokalen gesessen, mit Fremden und Freunden gelacht, Geschichten geteilt – und für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt, schon immer hierher zu gehören.
Doch mein letztes Ziel war und bleibt Sumida. Meine Reise endet dort, wo mein Herz am stärksten schlägt – am Tōkyō Skytree. Es fühlt sich an, als würden all meine Träume und Pläne mit dem Sumida River hinaus in die Ferne strömen und mich leise mit sich forttragen. Doch diese letzten Tage sind nicht nur von Wehmut geprägt, sondern leider auch von Frustration. Die Nachbarn über mir, die in der Wohnung über mir ihren Urlaub verbringen, rauben mir mit ihrer Rücksichtslosigkeit den letzten Nerv. Es ist bitter, dass mein Traum auf diese Weise ausklingt. Aber so sehr dieser Lärm die Gegenwart trübt – die Erinnerungen an all die wundervollen Momente überstrahlen alles. Sie sind es, die bleiben, die sich tief in mein Herz gegraben haben und die mir niemand nehmen kann.
Diese drei Monate waren mehr als eine Reise. Sie waren eine Geschichte – sie waren die Geschichte meines Lebens, die ich mit jeder Faser meines Seins gefühlt habe. Eine Geschichte voller Höhen und Tiefen, voller unerwarteter Wendungen, voller Erinnerungen, die bleiben. Japan mag in einigen Tagen hinter mir liegen – doch in meinem Herzen wird es immer ein Zuhause sein. Und ich werde zurückkommen!
Zerrissenheit zwischen zwei Welten
Ich wusste, dass dieser Moment kommen würde, doch das macht ihn nicht leichter. Japan war für mich nicht nur eine Reise, nicht nur ein Abenteuer – es war ein Zuhause auf Zeit. Ein Ort, an dem ich mich verloren und wiedergefunden habe. Ein Ort voller neuer Begegnungen, fremder, aber doch vertrauter Straßen, und stiller Momente, in denen ich einfach nur stehen blieb, um den Wind auf meiner Haut zu spüren und zu begreifen, dass ich hier bin.
Doch mit jeder neugewonnenen Erinnerung wuchs auch die Sehnsucht nach dem, was ich zurückgelassen habe. Meine Familie, meine Freunde – sie alle sind weit weg, und so sehr ich versucht habe, diesen Spagat zwischen den Welten zu meistern, so sehr spüre ich nun, dass man nicht an zwei Orten gleichzeitig leben kann. Ich habe hier wundervolle Menschen kennengelernt, Menschen, die mich berührt, inspiriert und begleitet haben. Aber tiefe Bindungen brauchen Zeit. Zeit, die mir nicht mehr bleibt.
Ich verlasse Japan mit einem schweren Herzen, doch in mir wächst auch die Freude auf das Wiedersehen mit den Menschen, die mich in der Ferne vermisst haben. Aber wie verabschiedet man sich von einem Ort, der sich wie ein Zuhause anfühlt? Wie geht man weg, wenn man weiß, dass ein Stück der eigenen Seele hierbleibt?
Dankbarkeit und Hoffnung
Trotz aller Wehmut bleibt in mir eine unermessliche Dankbarkeit. Viele Menschen träumen davon, Japan zu sehen, und ich durfte nicht nur eintauchen, sondern für eine lange Zeit ein Teil davon sein. Ich durfte leben, lernen und fühlen. Ich habe die schönsten rosafarbenen Blüten blühen sehen, den Wind am Tamagawa gespürt, bin in kleinen Gassen gelaufen, die nur ich entdeckt habe, und habe Momente erlebt, die mir niemand mehr nehmen kann.
Und auch wenn ich nun zurückkehre, geht nichts davon verloren. Diese Erinnerungen sind in mir eingebrannt – sie werden mich begleiten, mich prägen und mir zeigen, dass dieses Kapitel nicht das Ende ist. Vielleicht schlage ich die nächste Seite um, aber die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.
Japan hat mein Herz erobert – schon vor langer Zeit und jetzt weiß ich, dass diese Liebe echt ist, kenne sogar das Gesicht hinter der Schokoladenseite. Ich verlasse Japan mit Tränen in den Augen, aber auch mit einem Versprechen an mich selbst: Ich werde zurückkehren. Vielleicht nicht nächsten Monat, vielleicht auch nicht dieses Jahr Jahr – aber irgendwann. Und wenn es soweit ist, dann nicht mehr nur als Abenteurer, sondern als jemand, der weiß, dass es hier ein zweites Zuhause gibt.
Ich habe ein neues Ziel vor Augen – eines, das noch größer ist als dieses Abenteuer es je war. Ein Ziel, das mich weiterträgt, mich wachsen lässt und mir zeigt, dass das Beste noch vor mir liegt. Japan hat mir so viel gegeben, aber es hat mir vor allem eines gezeigt: dass Träume nicht nur geträumt, sondern gelebt werden können. Und genau das werde ich tun. Und diesmal gehe ich nicht mit leeren Händen. Ich trage all die Erfahrungen in meinem Gepäck, all das Wissen, all die Stärke, die ich auf diesem Weg gewonnen habe.
Das hier ist kein Abschied für immer. Es ist nur ein „Bis bald“.
Bis bald Japan!
Na super, ich heule wie ein Schlosshund! Es ist soooo berührend – aber auch so traurig, dass es endet und weil andere Menschen Dich dazu getrieben haben, jetzt zurückzukommen. Menschen! Sie können so viel geben und sooo viel nehmen. Ich habe das Gefühl, sie sind in Deinen Traum eingedrungen, haben ihn durchkreuzt, ich bin wütend auf diese Art Menschen, von denen wir ja – besonders hier im Land- ständig umgeben sind. Sie grölen, sie besaufen sich, sie lallen und singen bis morgens um vier Uhr, sie schreien, sie kennen keine Rücksichtnahme, sie lassen ihre armen Hunde die ganze Nacht draußen bellen, ohne das jemand nach ihnen sehen würde. Sie mähen Rasen, täglich, Sonntags, sie bohren, hämmern, dübeln, schweißen zu den unmöglichsten Zeiten usw. Aber… von Japan hätte ich das nicht erwartet, Du schreibst, es sind Urlauber, bin schon gespannt, welcher Nationalität sie angehören. Du wirst es mir erzählen. Ich bin grad voller Traurigkeit und Wut-Wut auf diese Subjekte!!!! Traurig, weil es so offensichtlich ist, dass genau das Dich zurückführt – aber auch freudig, weil ich Dich wiedersehe, schon ganz bald. Ich weiß, Du gehst wieder zurück, mit viel Erfahrung, mit neuen Zielen und ich bewundere Deine Art damit umzugehen. Deine Liebe ist zu spüren, in jedem einzelnen Buchstaben. Deine Objektivität zeugt davon, was Liebe ist. Etwas zu lieben, was einen auch mal enttäuscht, das ist die wahre Substanz von Liebe und Du hast sie auf viele Arten gefunden. Danke für Deine Bilder, Worte, Eindrücke und Gefühle auf dieser wundersamen Reise. Wie vielen Menschen Du Mut schenkst, ihre Träume einfach mal zu leben, einfach mal auszuprobieren, es zu TUN! Vllt. erfährst Du es nie, wen Du inspiriert hast, vielleicht aber doch, Dein Reiseblog sollte um die Welt gehen! Und Du auch:-) Ich grüße Dich in allertiefster Verbundenheit und danke Dir für all die Magie, die Du auch in mein Leben gebracht hast.
Hallo Lilli, nein, nein – die Urlauber, die sich in der Wohnung über mir einquartiert haben, sind nicht der Grund für das Ende meiner Reise. Das raubt mir zwar die Nerven und ist wirklich furchtbar – aber davon würde ich mir meinen Traum nicht durchkreuzen lassen. Es ist leider die Tatsache, dass ich für das nächste Quartal keine Wohnung(en) gefunden habe, dessen Miete annähernd bezahlbar gewesen wäre. Natürlich gab es Wohnungen und Häuser aber ich muss nun mal auch arbeiten und das Remote, also muss mein Zuhause gewisse Bedingungen erfüllen und genau die, waren scheinbar unmöglich zu erfüllen – LEIDER! Ich war und bin aber nicht bereit meinen Traum auf biegen und brechen fortzuführen, denn der buchstäbliche Preis wäre zu hoch, denn auch hier beginnt bald die Hauptreisezeit und auch die Urlaubssaison für Touristen aus dem Ausland. Leider war es mir nicht möglich, schon eher nach geeigneten Unterkünften zu schauen, bzw. diese zu mieten, denn meine Visum wurde erst vor wenigen Tagen verlängert und nur damit ist das möglich… Natürlich bin ich traurig aber am Ende durfte ich hier eine lange Zeit leben und viel lernen. Es ist wie ich schon schrieb, kein Ende, nur eine Pause.