Normalerweise teile ich auf meinem Blog vor allem Reiseerlebnisse, praktisches Wissen rund um Japan und kulturelle Eindrücke. Doch heute möchte ich etwas anderes mit dir teilen – einen sehr persönlichen Gedanken. Eine Reflexion darüber, was es bedeutet, loszulassen und mit leichtem Gepäck durchs Leben zu gehen. Denn als ich vor einiger Zeit meinen Koffer gepackt habe, um nach Japan zu ziehen, wurde mir bewusst, dass darin nicht nur Kleidung und Technik stecken, sondern auch meine gesamte Vergangenheit, meine Träume und meine Zukunft. Dieser Text ist ein Versuch, all das in Worte zu fassen.
Es ist nur ein einfacher Koffer. Rot, nicht robust, nicht sonderlich groß. Keine besonderen Muster, keine einzigartigen Merkmale, nur ein Koffer, wie ihn Millionen von Menschen besitzen. Und doch trage ich darin mein ganzes Leben.
Manchmal betrachte ich ihn nachdenklich, während er in einer Ecke meines neuen Zuhauses steht. Ich erinnere mich daran, wie ich ihn gepackt habe – wie ich meine Vergangenheit in kleine, kompakte Entscheidungen gefaltet und hineingelegt habe. Was brauche ich wirklich? Was ist entbehrlich? Welche Erinnerungen kann ich mitnehmen, ohne dass sie zu schwer wiegen? Mein Auto, meine Wohnung, mein gesamtes Hab und Gut – alles verkauft oder zurückgelassen, eingetauscht gegen ein Leben, das mich 13.000 Kilometer weit fortgeführt hat.
Ich sitze hier, in einem Land, das einst nur eine ferne Sehnsucht war. Und alles, was ich besitze, passt in diesen Koffer. Ein paar Anziehsachen, mein MacBook, ein Notizbuch und ein Stift. Mehr brauche ich nicht. Ich lebe, ich atme, ich existiere – am anderen Ende der Welt mit nichts als diesem Koffer und dem Raum um mich herum, der sich allmählich mit neuen Erinnerungen füllt.
Es ist erstaunlich, wie wenig man wirklich benötigt, um zu leben. Wie viel unnötigen Ballast man sich im Laufe der Jahre anhäuft – Dinge, von denen man glaubt, sie seien essenziell, doch in Wirklichkeit sind sie nichts weiter als Staubfänger der Vergangenheit. Ein Regal voller Bücher, die ich nur selten aufgeschlagen habe. Kleidung, die ich kaum getragen habe. Dekorationen, die mich nicht mehr berührten. Ich dachte einst, ich würde all das brauchen. Doch nun ist da nur dieser Koffer – und ich bin freier als je zuvor.
Mein Zuhause? Es ist hier, wo mein Herz schlägt. Nicht in den vier Wänden einer gekauften Sicherheit, nicht in den Dingen, die ich zurückließ. Mein Zuhause ist dort, wo meine Schritte mich hinführen, wo ich morgens aufwache und den Tag mit Neugier begrüße. Ich habe erkannt, dass ich nichts verloren habe – ich habe gewonnen. Erfahrungen, Begegnungen, den Mut, ein neues Kapitel zu schreiben.
Und während ich diesen Koffer manchmal betrachte, weiß ich, dass er nicht nur mein Hab und Gut trägt. Er trägt meine Träume, meine Erinnerungen, meine Freiheit. Alles, was ich brauche, habe ich bereits bei mir – in meinem Herzen, in meinem Geist, in meinen Worten.
Es gibt Momente, in denen ich mich frage, ob ich jemals wieder einen festen Ort brauchen werde. Einen Ort, der mir gehört, den ich mit Möbeln, mit Dingen, mit physischen Erinnerungen fülle. Aber dann spüre ich den Wind auf meiner Haut, höre die Stimmen der Straßen um mich herum und erkenne: Mein Zuhause ist kein Ort. Mein Zuhause ist ein Gefühl. Ein Zustand des Seins. Ein Flüstern, das mir sagt, dass ich genau dort bin, wo ich sein soll.
Jeder Ort, den ich bereise, wird ein Teil von mir. Jede Begegnung hinterlässt Spuren in meiner Seele. Mein Koffer mag der einzige physische Begleiter auf dieser Reise sein, aber mein Herz? Es trägt die Welt in sich. Und mit jedem Schritt, den ich weitergehe, wird meine Welt größer, reicher, lebendiger.
Ich habe nicht weniger. Ich habe mehr.
Mehr Freiheit, mehr Möglichkeiten, mehr Leben. Und all das passt in diesen einen Koffer.
Oh man …wie Recht du hast ..was braucht man wirklich im Leben……das Leben selbst zählt und wie man es mit Glück füllt…..