日本 – Woher kommt der Name Japan?
日本 – Woher kommt der Name Japan?

日本 – Woher kommt der Name Japan?

Lesedauer 6 Minuten

Zugegeben, ich bin nicht der Erste, der über dieses Thema schreibt. Auch ist das Internet und die sozialen Medien mit tausenden Videos dazu geflutet. Es scheint, das Thema ist mal wieder so aktuell, dass mir jüngst ein Video in meinen Feed gespült wurde. Und genau dieses auf der uns allen bekannten Video-Plattform veröffentlichte Video war der Auslöser, mich selbst näher mit dem Thema zu beschäftigen und diesen Beitrag zu schreiben. Denn beim Lesen und Schauen der Berichte und Videos hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ein paar entscheidende Informationen einfach unter den Tisch fallen. Und jetzt wollte ich etwas wissen, das ich mich vorher tatsächlich nie wirklich gefragt hatte.

Warum heißt Japan eigentlich Japan?
Obwohl das Land sich selbst 日本 nennt, also Nihon oder Nippon.

Ich hatte das jahrelang einfach so hingenommen. Japan heißt eben Japan. Und Nihon. Punkt. Doch genau hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen. Also bringen wir Licht in diese Geschichte.

Wie aus 日本 Japan wurde

Der Name „Japan“ ist weit mehr als nur die Bezeichnung eines Landes. Er erzählt eine spannende Geschichte von Entdeckungen, kulturellem Austausch, sprachlicher Anpassung und sogar einer Lüge. Sein Ursprung liegt in einem komplexen Zusammenspiel aus Handel, Reiseberichten und interkultureller Vermittlung.

Besonders bekannt ist dabei die Rolle eines Mannes, der uns schon im Geschichtsunterricht in der Schule ständig auf die Nerven ging. Die Rede ist natürlich von Marco Polo. Seine Erzählungen und Schilderungen waren es, die die westliche Wahrnehmung Japans nachhaltig prägten.

„Cipangu“ in Marco Polos Reiseberichten

Die wohl bekannteste mittelalterliche Erwähnung Japans in Europa findet sich im Werk Die Reisen des Marco Polo. Dieses Werk bestehend aus mehreren Büchern und heißt eigentlich „Il Milione“ (die Million). Schon allein dieser Name trägt viele Geheimnisse in sich. Denn was genau er bedueten soll, weiß niemand so genau.

Sugoi-chan

Vermutlich trug Marco Polos Familie in Venedig den Beinamen „Emilione“ oder „Milione“ – also eher das Buch des Marco aus der Familie Milione. Marco Polo wurde aber auch oft für seine Übertreibungen verspottet und galt deshalb als der mit den Millionen-Geschichten. Der Titel „Il Milione“ seines Werkes könnte also genau darauf anspielen.

Während seiner Gefangenschaft in Genua im späten 13. Jahrhundert diktierte der venezianische Kaufmann seine Erlebnisse und Berichte aus Asien. Darin beschreibt er ein fernes Inselreich im Osten, reich an Gold und von außergewöhnlicher Pracht. Marco Polo schildert prächtige Paläste, reich verzierte Tempel und enorme Goldvorkommen. In der europäischen Vorstellung seiner Zeit erschien dieses Inselreich beinahe wie ein sagenhaftes Märchenreich. Und die Rede war von „Cipangu“ – auch „Zipangu“ genannt.

Genau hier allerdings beginnt die Lüge – okay, sagen wir lieber das Missverständnis, denn sicherlich war es keine bewusste Lüge. Das Wissen über die Welt war einfach noch nicht so ausgeprägt wie heute, und so wurde aus China plötzlich Japan. Denn es gilt heute als nahezu sicher, dass Marco Polo selbst nie nach Japan reiste. Cipangu, das eigentlich dem Wort „Zipan“ entsprach, war lediglich die Aussprache von 日本 (japanisch: Nihon) in dieser Region Chinas.

Es existieren keine historischen Belege für einen Besuch Marco Polos in Japan. Vielmehr geht die Forschung davon aus, dass er seine Informationen aus zweiter Hand erhielt – vermutlich von chinesischen Händlern oder Reisenden, die Handelskontakte mit Japan unterhielten.

Marco Polo in China

Marco Polo hielt sich über viele Jahre im Mongolenreich auf und diente zeitweise sogar am Hof des Großkhans Kublai Khan (ca. 1275–1292). Jedenfalls berichtet er das selbst, wobei diese Aussagen bis heute in der Forschung stark umstritten sind. Fakt ist aber, dass er in dieser Zeit zahlreiche Gelegenheiten hatte, Berichte über benachbarte Länder zu hören – darunter auch über das ostasiatische Inselreich Japan, das man dort eben Zipan nannte. China und Korea unterhielten bereits zu dieser Zeit Handels- und diplomatische Beziehungen mit Japan, sodass entsprechende Informationen im Umlauf waren. Cipangu ist daher nicht das Ergebnis eigener Anschauung Marco Polos, sondern ein Produkt von Hörensagen, gefiltert durch mehrere kulturelle und sprachliche Ebenen.

Was denn jetzt? Japan? Zipan? Cipangu? 🤯
Es heißt Zipan! Aber für Marco Polo war es Cipangu – und niemand weiß so richtig, wo er das „-gu“ hergezaubert hat?! Oder doch?

Die sprachliche Herkunft von „Cipangu“

Der Name „Cipangu“ lässt sich eindeutig auf die chinesische Bezeichnung für Japan zurückführen.

日本 – diese Zeichen werden im Japanischen als Nihon oder Nippon gelesen und bedeuten wörtlich „Ursprung der Sonne“ also Land der aufgehenden Sonne. In der chinesischen Aussprache lautet der Name Rìběn.

In historischen chinesischen Umschriften und regionalen Aussprachen – insbesondere in südchinesischen Dialekten – existierten jedoch Lautformen, die eher wie Jip oder Zip klangen. Häufig wurde zudem das chinesische Wort 國 / 国 (guó, „Land“ oder „Reich“) an Ländernamen angehängt. Daraus entstanden Formen wie Jipanguo oder Zipangu. Marco Polos „Cipangu“ ist also sehr wahrscheinlich eine phonetische Annäherung an solche chinesischen Bezeichnungen, angepasst an die Laut- und Schriftgewohnheiten des Italienischen.

Aha! Ein Dialekt ist also der Ursprung?

Die Rolle des „-gu“ in „Cipangu“

Der Bestandteil „-gu“ in „Cipangu“ ist daher vermutlich kein willkürlicher Zusatz. Er lässt sich überzeugend als Übernahme des chinesischen guó („Land“) erklären. Solche Suffixe waren in mittelalterlichen Umschriften asiatischer Ortsnamen üblich und gelangten über mündliche Überlieferung in europäische Texte.

Marco Polos „Cipangu“ bedeutet somit sinngemäß „Land des Jip/Zip“ – also eine indirekte Wiedergabe von „Japan“ auf Grundlage chinesischer Namensformen.

Aha! Ein Dialekt und ein Suffix also!

Äh…? Und was ist jetzt mit Japan?

Wichtig ist eine begriffliche Unterscheidung. Der moderne Name „Japan“ entwickelte sich nicht direkt aus „Cipangu“. Vielmehr existierten zwei parallele Namens- oder Überlieferungslinien. Und beide gaben ihr Bestes 😅

Da gibt es zum einen die Literarisch-europäische Linie Marco Polos „Cipangu“, das vor allem in mittelalterlichen Texten und Karten verbreitet war und lange Zeit einen stark legendären Charakter behielt. Und zum anderen gab es die Handels- und Sprachlinie, mit dessen Hilfe und über chinesische Dialekte und den südostasiatischen Handel gelangte der Name Japan in Formen wie Jipang, Jepang oder Japang nach Europa.

👉 THIS: Besonders portugiesische Händler und Missionare des 16. Jahrhunderts spielten hierbei eine entscheidende Rolle. Aus dem Malaiischen Jepang entwickelte sich im Portugiesischen Japão, woraus schließlich die heute bekannten europäischen Namensformen hervorgingen.

Nochmal zum Nachlesen

Der heute gebräuchliche Name „Japan“ entstand über eine eigenständige sprachliche Entwicklung, die eng mit den Handelsnetzwerken Ost- und Südostasiens verbunden war. Ausgangspunkt war stets die chinesische Bezeichnung von 日本 bzw. die chinesiche Aussprache.

  • Chinesisch: 日本 → Rìběn / Rìpōn
  • Japan: 日本 → Nihon / Nippon
  • Südchinesische Dialekte (z. B. Hokkien): Lautformen wie Jit-pun oder Jip-pun
  • Malaiisch: Jepang
  • Portugiesisch: Japão
  • Französisch und Spanisch: Japon
  • Italienisch: Giappone
  • weitere europäische Sprachen: Japan

Diese Entwicklung verlief unabhängig von Marco Polos literarischem Begriff „Cipangu“ und wurde vor allem durch mündliche Weitergabe im Handel sowie durch portugiesische Seefahrer und Missionare im 16. Jahrhundert geprägt.

Der Name „Japan“ heute

Heute ist „Japan“ weltweit gebräuchlich, doch seine Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie stark Sprache durch Handel, kulturelle Vermittlung und Wahrnehmung geprägt wird. Der Weg von 日本 über chinesische und südostasiatische Lautformen bis hin zu den europäischen Bezeichnungen verdeutlicht, wie Begriffe sich beim Übergang zwischen Kulturräumen verändern.

Der Name „Cipangu“ bleibt dabei ein faszinierendes Zeugnis mittelalterlicher Weltbilder. Weniger als direkter Namensvorläufer, sondern als literarisches Symbol für das ferne, reiche Inselreich am Rand der damals bekannten Welt.

Und jetzt?

Die Geschichte des Namens „Japan“ ist ein anschauliches Beispiel für interkulturellen Austausch und sprachlichen Wandel. Marco Polo trug maßgeblich dazu bei, Japan im Westen bekannt zu machen, auch wenn seine Berichte auf indirekten Quellen beruhten. Parallel dazu entwickelte sich über den asiatischen Handel jene Namensform, aus der das heutige „Japan“ hervorging.

Der Vergleich von „Cipangu“ und „Japan“ zeigt, wie unterschiedlich Namen entstehen können – als literarische Vorstellung einerseits und als Ergebnis praktischer Handelskontakte andererseits. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte davon, wie die Welt Stück für Stück sprachlich miteinander verbunden wurde.

Du kannst – vor allem hier in Deutschland – natürlich Japan sagen.
Aber Japan heißt eigentlich 日本 – Nihon.

Warte mal…

Wenn Japan also Nihon heißt, warum gibt es dann auch Nippon?

Okay, okay, okay – ich machs‘ aber kurz!
Beide Formen – Nippon und Nihon – sind korrekt und bezeichnen Japan in der japanischen Sprache. Der Unterschied liegt in der Aussprache der Kanji-Zeichen 日本 (chinesisch: Ri-Ben, japansich: Ni-Hon), wobei „Nippon“ die ältere, sino-japanische Lesung ist, während „Nihon“ die modernere, im Alltag gebräuchlichere Variante darstellt 😉

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